Es schreibt Christian Hinrichsen, Inhaber der Akademie Achtsame Kommunikation
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Wirkliche Entscheidungsfreiheit - wie schön wäre es, diese immer zur Verfügung zu haben
"Wirkliche Entscheidungsfreiheit liegt in dem Raum zwischen Reiz und Reaktion"
~ in Anlehnung an Rumi
Oje, schon wieder drauf reingefallen. Da bekomme ich eine Mail von meiner ehemaligen Lebenspartnerin (ich nenne sie mal der Einfachheit halber Rebecca), in der sie mir schreibt "ich hätte mehr von Dir erwartet, aber Du bist und bleibst feige. ..."
Ich reagiere allergisch auf solche Nachrichten von ihr. Ein Knopf wird gedrückt und ich reagiere "Wow da zeigst Du einmal mehr, wo Du stehst. ..."
Kannst Du Dir vorstellen, wie so eine gestartete Kommunikation weiter gehen könnte?
Eskalation vorprogrammiert, oder?
Da ist also etwas, was mich reizt und KEIN RAUM zu der Reaktion, die ich mir wünschte.
Mit etwas emotionaler Selbstreflexion kann ich den Raum wieder vergrößern.
Was ist es, was mich da stört?
- Ich merke, wie ich genervt bin ob meiner Meinung, dass für Rebecca solche Du Botschaften normal sind, wenn sie was stört.
- Meine Bauchdecke ist angespannt, mein Atem gepresst, in mir ist soetwas wie Wut!
- Ich wünschte mir eine Welt, in der Menschen von sich sprächen.
- Ich hätte gerne, dass Menschen in Eigenverantwortung ausdrücken, was sie stört.
Ich merke, wie ich wieder tiefer und ruhiger atmen kann. Ich bin entspannter.
Danke für Deine Nachricht, denn mir ist einmal mehr bewußt geworden, wie geil ich so eine Welt fände.
Dafür mag ich gehen!
Und um was könnte es Rebecca gehen?
.
- Ich vermute, sie denkt an Situationen zurück, in denen sie sich mehr Mut meinerseits gewünscht hätte?
- Vielleicht geht es ihr auch darum, gesehen zu werden in ihrem Schmerz, was die von ihr damals ausgesprochene Trennung angeht?
- Oder sie denkt daran zurück, dass ich sie 2014 betrogen hatte.
- Könnte gut sein, Rebecca hätte sich diesbezüglich meinerseits mehr Mut gewünscht
- Sie hätte sich gewünscht, dass ich damals transparent damit umgegangen wäre.
- Hätte Rebecca von der anderen Frau in meinem Leben gewußt, hätte sie die Chance gehabt, sich selber frühzeitig zu entscheiden, wie sie damit umgehen mag.
Ja all das kann ich nachvollziehen.
Ich denke in unserer damaligen Beziehung gab es vieles, was wir auf eine Art angegangen waren, die verletzend auf den/die andere/n wirken hätte können und auch so gewirkt hat.
- Ich spüre in mir eine tiefe Traurigkeit, ein Bedauern, dass wir es nicht geschafft haben.
- Ich bedaure, wie ich mit Rebecca umgegangen bin.
- Ich habe es mir anders gewünscht.
- Ich war damals nicht in der Lage, das bereits Gelernte in dieser Situation auch umzusetzten.
- Ja ich bin sicher, wir beide haben es uns anders gewünscht.
- Ich bin tief erschüttert und hätte es gerne schon damals hinbekommen.
- Konflikte als Chance zu nutzen für unsere Beziehung.
- Konflikte als Chance zu nutzen für unser beider Entwicklung.
- Konflikte als Chance wirklich auf allen Ebenenen auch zu leben.
Jetzt wo ich so reflektiere, ist es in mir weiter.
Gleichzeitig mag ich nicht, dass man/frau "so" mit mir redet.
Vor allem mag ich nicht, dass wir miteinander so umgehen.
Ich mag auch im nachhinein voller Wertschätzung sein, für das, was wir miteinander hatten.
Ich bin dankbar!
- Ich geh dafür, dass Menschen mehr Eigenverantwortung leben.
- Ich mag dafür gehen, dass Menschen schauen, was ihr Problem und damit Entwicklungschance in der Störung ist.
- Schluss mit der Schuldsuche beim anderen.
- Schluss mit der Schuldsuche bei mir selber.
- Wir habe es beide so gut gemacht, wie wir konnten!
Ich mag immer mehr in diese Entscheidungsfreiheit kommen, Dinge, die mich stören, als Chance zu erkennen, worum es mir geht. Und ich mag immer mehr auch mit Menschen zu tun haben, die das für sich so wollen. Definitv mag ich das in meiner Partnerschaft so leben.
Wie hätte ich auf diese Mail anders reagieren können?
Anstatt des von mir polemisch gementen Satzes "Wow da zeigst Du einmal mehr, wo Du stehst. ..." hätte ich z.B. von mir schreiben können:
"Ich bin wirklich genervt von diesen Deinem Satz <ich hätte mehr von Dir erwartet, aber Du bist und bleibst feige.> .
Mir geht es besser, wenn Menschen von sich erzählen, wie es ihnen geht und was sie sich anders gewünscht hätte.
Und gleichzeitig mag ich Dich verstehen, wie Du es gemeint hast.
Ich könnte Dich so verstehen, dass Du noch an meine heimliche Beziheung von vor 3 Jahren denkst. Du bist vermutlich wirklich tief enttäuscht bist und hättest Dir meinerseits ein direktes auf Dich Zukommen gewünscht. Da hättest Du wenigstens die Möglichkeit gehabt, zu entscheiden, wie Du damit umgehen magst.
Hast Du's so gemeint?
Trifft es denn das, was Du mir damit mitteilen wolltest?
Oder an welche konkrete Situation denkst Du denn bei Deinen Worten?"
Und es gibt viele Möglichkeiten auf "scheinbare" Angriffe zu reagieren.
Wie würdest Du denn reagieren?
Mit herzlichem Gruß,
Christian
vom Team Akademie Achtsame Kommunikation
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