Akademie Achtsame Kommunikation
 

Es schreibt Christian Hinrichsen, Inhaber der Akademie Achtsame Kommunikation

Gefühle brauchen keine Berechtigung – wirklich?

„Da mache ich bloß einen kleinen Witz und die weint gleich los!“

Wer kennt nicht diese oder ähnliche Situationen bei anderen und/oder bei genauerem Hinsehen auch bei sich selbst?
Für uns nicht erkennbar, was jetzt schon wieder los ist, reagieren Menschen heftig … fangen unverhofft an zu weinen … sind gleich eingeschnappt/beleidigt … erscheint und immer wieder mal völlig unangemessen, oder?

Mir selber geht es so, dass ich ganz schnell ärgerlich werde, wenn ich denke, dass da irgendetwas ungerecht sei. Und oft ertappe ich mich in der Reflexion dabei, dass die Fakten, die mich so denken ließen, auch völlig anders verstanden hätten werden können.

Und jetzt?

 

  • Darf ich deshalb nur noch in „verhältnismäßig schlimmen“ Situationen meinem Gefühl Ausdruck verleihen?
  • Ist es, wenn es dennoch kommt, fehl am Platz?
  • Wäre es da besser, den Ärger weg-zu-drücken, weg-zu-disziplinieren?


Es gibt so viele Situationen in denen mir mein Gefühl „fehl am Platz“ erscheint … 

  • in der Arbeit, 
  • beim Einkaufen,
  • im Streit mit meiner Partnerin wegen der Ordnung im Bad ... 

Was fällt Dir ein?

Wozu haben wir überhaupt Gefühle?
Sind die nicht einfach manchmal nur störend?


Gefühle sind biologisch angelegt und "haben eine Funktion".

Rein biologisch sehe ich Gefühle mit der klaren Funktion, uns auf unsere Bedürfnisse aufmerksam zu machen.

Platt gesagt: Fühle ich mich gut, sind mir gerade wichtige Bedürfnisse erfüllt.

Fühle ich mich schlecht, kommen gerade wichtige Bedürfnisse zu kurz.

Ich habe mich in meiner Sozialisation weit davon entfernt diese Einfachheit zu begreifen und zu leben.Ich habe gelernt, Gefühle auf die Seite zu schieben.

Das ist ungefähr so, wie wenn ich Auto fahren und die lästige Tankanzeige zukleben würde.
Irgendwann bleibt das Auto stehen.

Der Zusammenhang zwischen verdrängten Gefühlen und Krankheit/Gesundung, wird heute in der Medizin sehr deutlich als ein wesentlicher Faktor wahrgenommen.
Und ich habe in meiner Sozialisation gelernt, dass ich dem Anderen Gefühle machen kann, ich also schuld sei an seinen Gefühlen.

Und damit ist "Schuldfrage" für meine Gefühle auch geklärt: der Andere ist „SCHULD“ und ich bin das Opfer.

Willkommen im innerlichen Drama ... willkommen im Hamsterrad ... ich Opfer – der andere Täter ... oder umgekehrt.


Das kann bis zu Rachetaten führen ... zu einer Handlungsunfähigkeit, Ohnmacht, Hilfslosigkeit ... und/oder es führt zumindest zu selbstzerstörerischen Handlungen. Eine andere Seite desselben Verhaltensmusters kann auch sein, dass ich denke ich bin selber der Täter und ich fühle mich schuldig und/oder schäme mich.

Gehe ich von diesen Gelernten scheinbar so offensichtlichen Ursache-Wirkung-Beziehungen weg, hin zur biologischen Funktion der Gefühle, dann wird verständlich, was es bedeutet, dass wir für unsere Gefühle selbst verantwortlich sind. Wenn ich tief begreife, dass ich selber verantwortlich bin für meine Gefühle, dann kann ich das Drama/die Abhängigkeit verlassen. Ich mache mich auf die Suche nach dem guten Grund, der mich so fühlen lässt.  

So sehe ich das. Wie siehst Du das?

  • Der gute Grund ist NICHT, dass da jemand was falsch/richtig gemacht hat. 
  • Der gute Grund ist das Bedürfnis, das in diesem Augenblick bei mir zu kurz kommt .


Meine Gefühle entstehen durch meine Bewertung (auf der Grundlage meiner im Augenblick besonders wichtigen Bedürfnisse) der Auslöser, die wir beobachten ... im Innen wie im Außen.
Beobachtung – Bewertung – Gefühl ... so stellt das ein stark vereinfachtes Modell der Gehirnforschung dar.

Im Buddhismus heißt es seit ca. 2500 Jahren:
„Die Dinge sind … wir geben ihnen die Bedeutung“


Offensichtlich wird das im folgenden BeispielGemeinsames Szenario:

Es besteht die Vereinbarung mit meinem Sohn, dass bis um zehn Uhr sein Zimmer aufgeräumt ist. Ich komme in sein Zimmer um zehn Uhr.
.
Situation A:
Einmal rege mich auf über zwei Teller am Boden und über Turnschuhe auf dem Schreibtisch, weil ich „Zuverlässigkeit“ grad gar nicht erfüllt erlebe.
.
Situation B:
Das andere Mal habe ich meinem Sohn die Wohnung zum Feiern überlassen und komme nach Hause schon mit dem Gedanken, es würde Chaos herrschen. Ich komme in den Flur ... alles aufgeräumt und sauber ...
Ich komme ins Wohnzimmer ... ebenso alles picobello ...
Ich gehe „total stolz auf meinen Sohn“ in sein Zimmer und die beiden Teller und die Turnschuhe nehme ich nicht einmal wahr.
„Zuverlässigkeit“ ist grad für mich total erfüllt.

  • Gefühle brauchen keine Berechtigung!
  • Gefühle sind immer berechtigt!
  • Und Gefühle sagen nicht, da ist was falsch!


Gefühle fragen mich:

  • "Was ist Dir grad wichtig?
  • Was möchstest Du mehr in Deinem Leben haben und 
  • was kannst Du dafür tun?"

 

Wie siehst Du das?

Ich freue mich über Deine Gedanken, Einsichten und Meinungen.

Mit herzlichem Gruß,
Christian
vom Team Akademie Achtsame Kommunikation



PS
Es ist nach meiner Überzeugung essentiell wichtig, Gefühle in ihrer Tiefe zu fühlen, um körperlich und seelisch gesund zu bleiben/werden und den zugrunde liegenden Bedürfnissen auf die Spur zu kommen. Dafür hilft in meinem Erleben, bewusst sein eigenes Gefühl und das Gefühl des Anderen „WILLKOMMEN“ zu heißen.
Ich erlebe es dabei als sinnvoll, Inne zu halten und im Körper nachzuspüren/zu verweilen.
Das vergrößert den Raum zwischen Reiz und Reaktion.
Ich bin eher in der Lage frei zu entscheiden, wie ich mir den Umgang miteinander wünsche und meine Reaktion danach auszurichten.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet in Ihrer Online-Ausgabe vom 2. Januar 2014 in diesem Zusammenhang von Finnischen Forschern, die in einer breit angelegten Studie 700 Menschen aus Nordeuropa und Taiwan bei 14 Gefühlen nach Körperwahrnehmungen befragt haben (Herzschlag, Wärmeempfinden, Muskelspannung …). Die Ergebnisse wurden in einer Gefühlskarte visualisiert:
„Glück durchströmt den ganzen Körper, Stolz nur den Kopf und die Brust. Die Depression lässt den kompletten Leib kalt und schlaff wirken, Traurigkeit bloß die Arme und Beine. ...

Diese Muster traten unabhängig vom kulturellen Hintergrund der Probanden auf. - Was für eine biologische Grundlage der Gefühle spricht. - Der finnische Forscher Nummenmaa vermutet, dass es erst diese körperlichen Veränderungen die bewusste Wahrnehmungen der Gefühle ermöglichen.“ … So schreibt Berit Uhlmann für die Süddeutsche Zeitung.
(https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/koerper-und-emotionen-karte-der-gefuehle-1.1854431, Wer mehr über die Studie wissen will: Sie ist veröffentlicht bei PNAS: https://www.pnas.org/doi/pdf/10.1073/pnas.1321664111)




Nimm gerne Kontakt auf unter
kontakt[at]AkademieAchtsameKommunikation.de oder 0176 44434014


Du magst regelmäßig über unsere Angebote informiert werden?
verschiedene Emailverteiler


Wir arbeiten als TrainerInnen, Coaches und MediatorInnen
für Gruppen und Einzelpersonen

Inhaber der Akademie Achtsame Kommunikation ist Christian Hinrichsen.
Alle anderen TrainerInnen sind unabhängig und
handeln wirtschaftlich auf eigene Rechnung.


Umsatzsteuer-ID DE284598084

 
 
 
 
E-Mail
Anruf