Mich hat das Bild die letzten Tage beschäftigt und sehr an eine Situation erinnert, in der ich dankbar für empathisches Zuhören war. Mir hat das empathische Zuhören geholfen, mich selbst besser zu verstehen und mich noch mehr kennenzulernen.
Verbindung, Unterstützung, Eigenverantwortung
Kurz vor einem Webinar gab es einen (für mich) heftigen Konflikt. (Vor einiger Zeit habe ich dazu diesen Artikel geschrieben.) Nachdem ich das Webinar beendet hatte, schrieb mir mein Trainerkollege Shahin sinngemäß: na wie geht es Dir? Ich zurück: „schrecklich. Hast Du Zeit mir zuzuhören?“. Und das hatte er – wir telefonierten ungefähr eine Stunde.
Raum, Zeit, Verbindung
Ich vereinbare mich Shahin Verschwiegenheit und erzähle ihm alles, was mich gerade beschäftigt. Meine Urteile haben Platz:
„Wie kann er mich so hängenlassen?“ „Christian hat mich im Stich gelassen. Er weiß ganz genau, dass ich das allein noch nie gemacht habe.“ „Ich habe mich so beeilt, um früh genug daheim zu sein. Wenigstens eine Umarmung wäre doch drin gewesen?“
Shahin lässt mich lange reden – das tut so unendlich gut:
Raum, Verbundenheit, Freundschaft, Empathie
Erst später äußert er empathische Vermutungen:
An einem Strang ziehen (hä das ist doch sonst voll Christians Ding?), Unterstützung, gemeinsam Verantwortung übernehmen.
Und dann geht es auch um die Menschen, die in dem Webinar waren, wobei ich deren Bedürfnisse gut und mit Leichtigkeit sehen kann:
Professionalität, Authentizität, Kongruenz
Und das alles ist mir auch sehr wichtig.
Ein paar empathische Vermutungen stellen wir auch für Christian an:
An einem Strang ziehen, ein Beitrag sein wollen, Wachstumsgemeinschaft
Und, ganz ehrlich, in dem Moment kann ich das gar nicht fühlen, nicht wirklich, das ist mehr so „hingerotzt“. Ich bin immer noch sauer und im Schmerz. Hatte mich in dem Moment, als ich mich an den Rechner gesetzt habe, allein und verzweifelt gefühlt. Und der Schmerz wirkt auch in dem Gespräch mit Shahin noch nach.
Also drehen wir noch einmal eine Runde. Ich erzähle, was mir die Webinare bedeuten, wie auch ich ein Beitrag sein möchte, wie gerne ich mit Paaren arbeite, wie viel Spaß mir meine Arbeit als Mediatorin macht. Und wie schlimm es für mich ist, dann auf einmal allein da zu stehen, trotz meiner
Guten Absicht
Und wie viel ich, neben meiner Festanstellung und der Betreuung meines Sohnes Michels, mit seinem ADHS und einigen Besonderheiten, die es dadurch in unserem Alltag gibt, dennoch für die Akademie beitragen will.
Ich berichte Shahin auch von meiner großen Not, die dann ausgelöst wird, wenn ich heimkomme und nicht begrüßt werde. Das triggert mich richtig und ist ein echt altes Thema. (früher, als Kind, gab es richtig Stress, wenn ich mal 5 Minuten zu spät heim kam – ich habe die Reaktion meiner Eltern als Liebesentzug erlebt). Alter Schmerz.
Shahin vermutet:
Gesehen werden
Und dann kommt in mir ein Bedürfnis hoch, was ich noch auf keiner Liste gefunden habe:
Ich möchte in meinem tiefsten Inneren erkannt werden
Wow, das schwingt in mir und hat eine tiefe Resonanz. Zunächst ist der Wunsch gebunden an Christian: Ich möchte von Christian in meinem tiefsten Inneren erkannt werden. Und ich verstehe direkt: das kann es ja wohl nicht sein? Niemand ist verantwortlich dafür, uns unsere Bedürfnisse zu erfüllen.
Und dann gehe ich eine Stufe tiefer:
Wie wäre es, wenn ich mich selbst in meinem tiefsten Inneren erkenne? Wenn das als Qualität in mir lebendig ist? Ich mich wirklich „erkenne“, zu mir stehe. Wow. Ohne Rüstung. Nackt. Lachend. Lebendig.
Dann erlaube ich mir, authentisch zu sein, meinen eigenen Werten entsprechend zu leben. Es entsteht eine
Innere Freiheit
Ich habe Gänsehaut, während ich das schreibe. Was für eine Welt wäre das, wenn wir alle, statt mit einer Schutzrüstung und in Kampfeslaune, lachend, echt und nackt durchs Leben gehen würden? Ich vermute, es wäre eine Welt voller
Liebe und Frieden
Und ich habe große Lust, ein Beitrag dafür zu sein.
Mir hat in dem Gespräch mit Shahin so sehr der Raum geholfen, der gehalten wurde: durch Zuhören und wenige Worte, einfach Präsenz.
Und ich habe wieder das Bild von „meinem Dorf“ vor Augen
Gemeinschaft
Ein ganzes Dorf voller Menschen, die in Liebe miteinander verbunden sind. Und mitten im Dorf ein Platz: ein großer alter Baum, mit einer runden Bank drumherum. Auf dieser Bank sitzt immer jemand, der gerade zuhören kann. Jeder, der ein Anliegen hat, kann zu dieser Bank gehen und ist sicher, dass dort immer jemand sitzt, der bereit und in der Lage ist, zuzuhören.
Vermutlich werde auch ich oft auf dieser Bank sitzen und anderen Menschen empathisch zuhören.
Ein Kreislauf aus Geben und Nehmen
Welches Potenzial wird da wohl frei? Welche Ideen werden dort wohl geboren? Wie viel Wachstum wird dann sein?
Miteinander, in Frieden und in Liebe
Hast Du Lust darauf?
Als ersten Schritt für „unser Dorf“ habe ich eine Idee.
Ich möchte gerne eine WhatsApp Empathie Gruppe gründen, sozusagen die Bank anbieten, auf der die Wahrscheinlichkeit steigt, dass dort jemand sitzt, der Dir und mir empathisch zuhören kann. Das alles auf Basis der achtsamen Kommunikation.
Die Idee:
In dieser Gruppe können Empathie-Anfragen und Empathie-Angebote eingestellt werden: