Es schreibt Christian Hinrichsen, Inhaber der Akademie Achtsame Kommunikation
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Meinen Schmerz vollends fühlen
Ich erinnere mich noch so gut daran, als wäre es gestern gewesen … als sich meine erste Frau 1995 von mir trennte, verließ sie mich mit einem anderen.
In mir rebellierte es.
All meine moralischen Urteile wurden aktiv …
- „das gehört sich nicht“ …
- „was tut sie unseren 3 Kinder an“ …
- „sie ist schuld, dass es mir und den Kinder jetzt schlecht geht“ …
Ich hatte Hass in mir und die ganze Palette an Rachegelüste:
- Auto zerkratzen …
- Reifen aufstechen …
- bis hin das ich vor ihr ausspuckte …
(Wenn ich heute daran denke, habe ich eine wirklich große Hochachtung vor ihr, dass sie da nicht alle Hebel in die Gänge in Bewegung brachte, um mir das Sorgerecht zu nehmen … Danke!)
Durch diese Art des Denkens, machte ich mich zum Opfer.
Mein Denken hielt mich vom tiefen Fühlen des eigenen Schmerzes ab.
Da war viel Platz für Wut und Ärger auf sie … ich war außer mir ...
und da war wenig Platz für die Gefühle dahinter …
Ich "dachte" mir schon damals, dass meine Frau vermutlich sehr unglücklich in unserer Beziehung gewesen sei und dass es vermutlich den anderen Mann gebraucht hatte, um aus dieser Beziehung heraus zu kommen.
Nur das waren gelegentliche Gedanken … die Geschichte, die in mir lebte, war die des Opfers. Und daraus resultierte der für mich logische Schluss, dass meine Frau sich falsch verhielt und mir es wegen ihr so schlecht erging.
Ich brauchte einige Zeit, bis ich lernte Verantwortung für meine Gefühle selber zu übernehmen. Dann erst hatte ich Kontakt zu einer tiefen Traurigkeit, die mir half meiner Bedürfnisse bewusst zu werden. Heute bin ich meiner ehemaligen Frau sehr dankbar, denn die Trennung verhalf mit zu einem deutlichen Entwicklungsschub.
Heute kenne ich dazu eine Theorie, die mir sehr plausibel erscheint. Ich erlebe das sehr stimmig zu dem, was ich erlebt habe:
In der GFK sprechen wir bei Wut und Ärger von sogenannten Sekundärgefühlen.
Wut und Ärger resultieren aus der Vorstellung, dass der andere Schuld sei.
Die in so einer Situation vorhandenen Urteile helfen im Selbstempathieprozess die dahinter liegenden Bedürfnisse zu finden. Wenn da also so ein Urteil war, dass meine Frau unverantwortlich sei, könnte es sein, dass mir in meinem Leben wichtig ist, dass Menschen für ihr Tun und Handeln Verantwortung übernehmen.
- Denke ich, was ein anderer falsch macht - „meine Frau ist unverantwortlich“ - merke ich, wie sich meine Brust verengt und in mir steigt Wut und Ärger hoch.
- Denke ich „mir ist wichtig, dass Menschen Verantwortung übernehmen“, merke ich, wie ich mich innerlich aufrichte, meine Atmung tiefer wird und ich mich wohler fühle.
Oft liegen hinter der Wut und dem Ärger solche Primärgefühle, wie …
- „Trauer“,
- „Hilflosigkeit“ oder
- „Verzweiflung“.
Der Kopf kann mir helfen die Bedürfnisse zu finden, die zu kurz kommen in dem Augenblick. Doch erst im Fühlen fängt ein Prozess an, der mir hilft Alternativen zu finden, die meinem Bedürfnis dienen und der mir hilft loszulassen.
Wie komme ich zum Fühlen in Selbstverantwortung?
EINE Möglichkeit ist, das über den Körper zu versuchen. Dafür empfehle ich sich eine bequeme Stellung zu suchen und dafür zu sorgen 10 Minuten ungestört zu sein.
- Nimm einfach nur Deinen Atmen wahr, wie er in Dich hineinströmt und wieder aus Dir herausströmt
- Denke an die Situation/Deine Urteile darüber
- Beobachte Deinen Körper – wo spürst Du etwas im Körper?
- Verstärke die Wahrnehmung im Körper, in dem Du Deine Hand darauf legst.
- Was kannst du beobachten? Wie ist die Körperwahrnehung?
- großflächig - kleinflächig?
- warm – kalt?
- Intensiv - schwach?
- angespannt - entspannt?
- eng - weit?
- verändert sich die Stelle im Körper?
- tauchen Farben, Formen oder Bilder auf?
.
- Welches Gefühl ordnest Du dieser Körperwahrnehmung zu? - ohne Geschichte … nur die Körperwahrnehmungen
- Verweile im Gefühl
- Und Dein Gefühl fragt Dich nur eines:
Was ist Dir jetzt im Augenblick wichtig? Was möchtest Du jetzt im Augenblick mehr im Leben haben?
- Nimm wieder bewusst den Atem mit in die Meditation
- Einatmen: Komme ganz tief mit Deinem Gefühl und Deinem Bedürfnis in Dir an. Lass es in jede Deines Körpers sickern
- Nimm das Ausatmen als Einladung zur Gelassenheit wahr, um loszulassen, was jetzt gerade gehen mag
- Wiederhole diesen Atemzyklus sooft, bis Du gut in Dir angekommen bist
.
Magst Du's mal ausprobieren und Deine Erfahrung teilen?
Ich freu mich darauf!
Mit herzlichem Gruß,
Christian
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